Der kleine Weinglas-Knigge
18.09.2023

Der kleine Weinglas-Knigge

Welches Glas für welchen Wein?

Spätestens bei einem Besuch im Restaurant, in der Weinkellerei oder in der Vinothek kommen Sie mit den verschiedenen Gläsern für Rot- und Weißweine sowie Sekt in Berührung. Aber worin liegt der Unterschied? Lesen Sie hier unsere Tipps und Tricks, damit Sie auch zuhause zum richtigen und immer tadellos glänzenden Weinglas greifen.

Die Form macht den Unterschied
Nur im richtigen Glas kann der Wein sein volles Potential entfalten. Dabei kommt es nicht darauf an, wie groß das Glas ist, es geht es vor allem um Form und Machart der Gläser. Ausdrucksstarke, voluminöse Weine kommen in bauchigen Gläsern, die sich nach oben hin verjüngen, am besten zur Geltung. Diese Tulpenform erleichtert das Schwenken und unterstützt den Wein dabei, seine Aromanoten besser zu entfalten. Wer also die Nase ins Glas steckt, wird den Wein sehr viel intensiver wahrnehmen als bei einem anders geformten Glas. Das gilt für Rotweine als auch für vollmundige und intensive Weißweine; Chardonnay oder Sauvignon entfalten in einem bauchigeren Weinglas ihre Aromen am besten, da sie Luft zum Atmen brauchen.

Fruchtig und säurebetonte Weißweine wie etwa Riesling oder Ruländer genießen Sie hingegen idealerweise in einem schmaleren Weinglas, da dieses das Bouquet der Weine konzentriert. Ebenso gut eignen sich diese Gläser für leichtere Rotweine wie einen Vernatsch oder einen frische Rosè.
Die Form der Gläser macht nicht nur beim olfaktorischen Genuss den Unterschied, sie beeinflusst auch die Temperatur des Weins: So greifen Sie bei Weißweinen und leichteren Rotweinen besser zu kleineren Gläsern.

Und wie verhält es sich bei Sekt? Hier gilt die Faustregel: Alles, was prickelt, gehört in eine Sektflöte: ein langes, schlankes, tulpenförmiges Glas, mit in der Regel dünnem Stil. Gerade diese Form sorgt dafür, dass weniger Kohlensäure entweicht, Sekt sprudelt somit umso länger.

Welches Glas für den Lagrein?
Sie schätzen opulente, schwerere Rotweine? Burgundersorten sind in bauchigen Gläsern mit großer Öffnung in ihrem Element, weil so mehr Sauerstoff zum Wein gelangt und sich die Aromen besser entfalten können. Für Bordeauxweine wie Cabernet Sauvignon oder Merlot erhöhen die Bordeauxgläser den Trinkgenuss; im Gegensatz zu den Burgundergläsern besitzen sie eine etwas höhere und nach oben hin zusammenlaufende Schale, damit der Alkohol nicht zu stark zum Tragen kommt - übrigens das ideale Glas für einen Südtiroler Klassiker: den Lagrein.

Eine Frage des Sti(e)ls
Neben der Form des Glases, der Größe der Öffnung und der Art der Verwendung zählt auch der Stiel zu den Attributen eines guten Weinglases. Das hat nicht nur ästhetische Gründe: Zum einen hält der Wein durch das Halten des Glases am Stiel (und nicht am Kelch) seine Serviertemperatur und wärmt sich nicht durch Berührung auf. Zum anderen landen so keine störenden Fingerabdrücke auf dem Glas. Und schließlich schafft der Stiel mehr Distanz zwischen Hand und Nase, damit kein anderer als jener des Weins, die Sinne betört.

Dünn und mundgeblasen
Sollten Sie sich nun überlegen, einen ausgewählten Vorrat an Weingläsern anzulegen, dann beachten Sie dabei: Je dünner das Glas, desto besser können sich die Aromen entfalten. Zugleich sollte das Glas schlicht und farblos sein, um den echten Weingenuss nicht zu verfälschen. Die dünnwandigsten Gläser auf dem Markt sind mundgeblasen und insofern optimal, weil sich in ihnen nachweislich die Geschmacksnuancen besser entwickeln, sie zudem angenehmer in der Hand liegen und man beim Trinken die Temperatur des Weins besser spürt. Allerdings sind mundgeblasene Gläser im Vergleich zu maschinengefertigten Gläsern wesentlich teurer und gehen leichter zu Bruch. Die Entscheidung, ob Sie schließlich zu den aufwändig handwerklich hergestellten mundgeblasenen Gläsern greifen, hängt von Ihren Präferenzen und finanziellen Möglichkeiten ab.

Damit Sie noch lange Freude an Ihren Gläsern und am Genuss Ihrer Weine haben, geben wir Ihnen noch einige Tipps zur Pflege und Aufbewahrung mit auf den Weg. Grundsätzlich gilt: Nur explizit spülmaschinenfeste Gläser gehören in die Maschine. Spülen Sie stattdessen die Gläser am besten von Hand, mit heißem Wasser und neutralem Spülmittel. So bleiben Ihre Gläser lange Zeit glänzend schön und werden nicht trüb. Und: Achten Sie vor dem Servieren immer darauf, dass die Gläser keinen Eigengeruch verströmen, indem Sie sie früh genug aus dem Schrank holen.
© Foto: Südtirol Wein/Alex Filz
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