Winzer Hannes Spornberger Header © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
16.07.2024

Die Hände sind unsere Werkzeuge

Winzer Hannes Spornberger erzählt von fordernden und schönen Momenten im Weinberg

Kraftvoll schreitet Hannes Spornberger durch den Weinberg, der sich in schwungvollen Wellen um das Kirchlein St. Magdalena ausbreitet, das eines ganzen Weinbaugebietes im Norden Bozens ihren Namen gibt. Seit 1793 bewirtschaftet die Familie den Kandlerhof. Nun hat ihn der 34-jährige Hannes Spornberger von seinem Vater übernommen.

„Als ich 2014 vom Studium „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ aus Wien nach Hause kam, sagte mein Vater: ‚Heuer machst du den Keller!‘ Ich bin ein großer Vernatsch-Liebhaber und wollte zeigen, was dieser Wein, ursprünglich als „Speckbrettlwein“ abgetan, alles kann. Ich habe mir die Standorte unserer Stöcke genau angeschaut. Da gibt es einmal den Hügel mit verwittertem Sand aus Granit, Kalk und Porphyr. 

Die dort wachsenden Trauben liefern die Grundlage für einen fruchtigen, frischen Wein, den ich im Stahlfass ausbaue. In der zweiten Weinlage hat der Boden einen höheren Lehmanteil wodurch die Trauben zu ausgeprägteren Gerbstoffen tendieren. Diesen Wein baue ich separat im Holzfass aus, damit die Gerbstoffe etwas weicher werden. Ich mag die finessenreichen, frischen, saftigen Weine, die den Boden und das Terroir widerspiegeln.“
Die Frage nach dem wichtigsten Werkzeug im Weinberg treibt dem jungen Winzer ein keckes Schmunzeln ins Gesicht. „Da hat sich über die Jahrhunderte nicht viel geändert, wir arbeiten vor allem mit unseren Händen.“ Aber natürlich nutzt er auch die Hilfe von Maschinen, vor allem bei der Bodenbearbeitung und im Keller. Das Weinjahr beginnt mit dem Winterschnitt, dann wird „aufgepergelt“. Den Pergola-Anbau gab es in Südtirol schon, als die Römer durchs Land zogen. Dabei werden die frischen Triebe quasi als Dach über ein Holzgerüst gezogen. Die das Stützgerüst tragenden Holzschaltern müssen regelmäßig erneuert und die Drähte nachgezogen werden.

Flink wuseln die Hände von Hannes Spornberger durch das frische Grün der Reben. Im Frühling gilt es überzählige Triebe auszubrechen und das Laub auszudünnen. Im Juli werden die Trauben geteilt, um den Ertrag für das DOC-Siegel zu regulieren. Der reichlich wehende Wind oberhalb von St. Magdalena „föhnt“ die Pflanzen nach jedem Regen schnell wieder trocken und verringert so das Risiko von Pilzinfektionen. Das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln musste Hannes Spornberger bei seiner Umstellung auf Bioweinbau deshalb nicht erhöhen.
Handarbeit im Weinberg © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting

"Wir arbeiten vor allem mit unseren Händen."

Hannes Spornberger
Spürt ihr den Klimawandel im Weinberg? „Mir fallen die Extreme auf - es gibt gefühlt keinen normalen Landregen mehr. Kälte und Wärme wechseln sich mitunter sehr schnell ab. Aber die Reben gewöhnen sich an Veränderungen. Wir können mit dem schattenspendenden Laub des Pergola-Anbaus gegensteuern und geben bei Bedarf Wasser, bisher funktioniert das gut. Wir sind dankbar für den goldenen Herbst mit den kühlen Nächten. Was im Sommer schief geht, rettet der Herbst oft in wenigen Wochen.“

Der Winzer tut viel für den Schutz der Natur und die Gesunderhaltung der Böden. Die Wasserzufuhr wurde auf sparsame Tröpfchenberegnung umgestellt, beim Anheften der Reben wird nur an ausgewählten Stellen Plastikband verwendet und dieses beim Rebschnitt wieder eingesammelt. Nach der Ernte gibt der Winzer eine Wintereinsaat in den Boden mit Wicken, Klee und Senfpflanzen, die im Frühjahr herrlich blühen und später einen Humus bilden, der den Boden vital hält. Im Frühling summt und brummt der Weinberg vor lauter Insekten. „Mir ist es wichtig, dieses Habitat zu schaffen, das einem Kreislauf folgt und es groß und bunt zu machen für Menschen, Pflanzen und Tiere.“
Winzer Hannes Spornberger im Weinberg © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
Winzer Hannes Spornberger im Interview © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
 
Die jungen St. Magdalener Winzer und Winzerinnen- die „next gen“ - trifft sich regelmäßig zum Austausch und gegenseitige Hilfe ist eine Selbstverständlichkeit. Es wird gemeinsam verkostet, nicht nur der eigene Wein, sondern auch, was italienische, französische und deutsche Winzerinnen in ihren Kellern kreieren. Gemeinsam arbeiten sie an der Verbesserung der Qualität und haben es geschafft, das inzwischen viel über den Vernatsch gesprochen wird und St. Magdalena als ein Top-Weinbaugebiet gehandelt wird.

Der schönste Moment für Sie als Winzer? „Ist auf jeden Fall die Ernte. Das ganze Jahr haben wir hart dafür gearbeitet. Wenn Freunde und Familie dann beim „wimmen“ zusammenkommen, wird im Weinberg viel gelacht. Am Abend sitzen wir bei einer Marende mit Speck, Käse und Wein zwar erledigt aber glücklich beisammen.“
Winzer Hannes Spornberger im Weinkeller © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
St. Magdalener Wein vom Weingut Kandlerhof © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
Weingut mit Geschichte © Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
 
© Fotos: IDM Südtirol-Alto Adige/Thomas Roetting
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