Streitbar, aber unbestreitbar erfolgreich

Streitbar, aber unbestreitbar erfolgreich

Peter Dipoli: Ein Weltoffener, der dem Sorten- und Lagendenken den Weg freiräumt

Peter Dipoli ist das, was man einen Charakterkopf nennen würde. Und einen Visionär. In jedem Fall ist er einer, der in seiner Leidenschaft für Wein keine Kompromisse kennt, keine Anbiederung und auch keine Abkürzungen zum Erfolg. Und er ist einer, der einen für Südtirol ungewöhnlichen Weg geht, denn am Anfang seines Werdegangs steht der Wein und nicht das Weingut.

Schließlich wächst Peter Dipoli nicht auf einem Weinhof auf, sondern als Sohn eines Obstbauern. Nur: Seine Leidenschaft gilt nicht den Äpfeln, sondern dem Wein. Deshalb durchläuft er in der Fachschule von San Michele eine gediegene Ausbildung. Danach schaut er sich in den 1970ern und 1980ern jahrelang und gewissenhaft in der Weinwelt um, besucht Weinbaugebiete in aller Welt und macht sich mit deren Besonder- und Eigenheiten vertraut.

„Hinter den Bergen hinausschauen“ nennt Dipoli sein Interesse für die große Weinwelt und zugleich eine Notwendigkeit im Südtirol der späten 1980er. Daher ist Dipoli auch nie allein unterwegs, sondern wird stets von Südtiroler Winzern und Kellermeistern begleitet, die – wie er – daran interessiert sind, ihren Horizont zu erweitern. Und sie sind nicht die einzigen, die vom Dipoli’schen Netzwerk profitieren. So sind es seine Kontakte und sein Engagement, die die Gründung der Freien Weinbauern erlaubt, jene ihres nationalen Pendants (FIVI) oder auch der Blauburgundertage, der Rieslingtage und der Sauvignon Experience.

Zugleich fließt Dipolis Know-how in die eigenen Weinberge ein, schließlich ist sein Traum von jeher, Winzer zu werden. „Diesen Traum habe ich mir 1988 erfüllt, als meine Familie ein kleines Weingut in Penon in der Gemeinde Kurtatsch kaufen konnte“, erzählt Dipoli. Die neuen Dipoli’schen Weinberge sind – wie das damals in Südtirol üblich ist – mit Vernatsch bestockt, was für den Weinexperten aber kein Grund ist, diese Tradition weiterzuführen. „Es gab einen guten Wein, aber keine Erlöse“, fasst Dipoli das Dilemma von damals zusammen.

Die Frage, die sich der weltgewandte Weinkenner deshalb stellt, ist: „Was soll ich hier anpflanzen?“ Dipoli analysiert die natürlichen Gegebenheiten, studiert die Lage, vergleicht die Erkenntnisse zu Böden, Klima und Höhenlage, experimentiert und landet schließlich bei Sauvignon. Die Gründe, die Peter Dipoli für diese Entscheidung nennt, geben viel über sein Verständnis von Wein preis: „Der Sauvignon ist ein Wein mit Charakter“, sagt er zuallererst. Und: „Ich habe vermutet, dass die Höhenlage für diese Sorte ähnliche Voraussetzungen schafft, wie wir sie an der Loire vorfinden, wo der Sauvignon die größte Anbaufläche hat.“

Der analytische (und zugleich über den Horizont reichende) Ansatz sollte Dipoli recht geben, der Sauvignon ist heute in der Umgebung von Dipolis Weingut die am weitesten verbreitete Sorte. Das ist indes nicht dem Zufall zu verdanken, sondern dem Credo dieses besonderen Winzers: „Wir können große Weine nur dort machen, wo eine Sorte ideale Anbaubedingungen vorfindet“, sagt er. „Nur die Kombination einer wertvollen Sorte und der richtigen Lage bringt einen vollständigen Wein.“

Es ist dieses Credo, mit dem Peter Dipoli schon in den späten 1980er-Jahren zum Pionier des Sorten- und Lagendenkens in Südtirol wird und damit zu einem der Wegbereiter von Südtirols moderner Weinwirtschaft, auch weil er die Aufgabe des Kellermeisters nicht darin sieht, einer Mode nachzulaufen. Vielmehr müssen Trauben, geht es nach dem Neumarkter Charakterkopf, zu einem Wein ausgebaut werden, der Respekt vor Terroir, Habitat und Jahrgang zeigt und deren Eigenheiten widerspiegelt. Mehr nicht.

Aber eben auch nicht weniger.
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