1000 Jahre Weinarchitektur auf einen Blick
03.05.2023

1000 Jahre Weinarchitektur auf einen Blick

Vom mittelalterlichen Weinbau zur High-Tech-Kellerei

Dass der Wein die Südtiroler Landschaft prägt, fällt auf den ersten Blick auf. Ebenso deutlich wird: Der Wein prägt auch das Dorfbild und erlaubt Einblicke in die Entwicklung der Architektur: vom ins Erdreich getriebenen Weinkeller bis zu innovativen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bauten aus Glas, Beton und Aluminium. Ein Streifzug durch die Südtiroler Weinarchitektur ist also einer durch 1.000 Jahre (Architektur-)Geschichte.

Dieser Streifzug beginnt am besten mit einem Blick nach unten: jenen in die Weinkeller, die oft aus dem Mittelalter stammen und von denen noch heute viele in Betrieb (und – etwa im Weindorf Girlan – auch zu besichtigen) sind. Kein Wunder, erfüllen die Keller ihre Funktionen doch perfekt: ins Erdreich gegraben, halten sie eine konstante Temperatur und sorgen so für optimale Bedingungen für das Reifen der Weine.

Mit dem Erfolg der Weinwirtschaft wächst im Laufe der Zeit auch ihr Selbstbewusstsein. So entstehen im 16. und 17. Jahrhundert – vor allem entlang der Südtiroler Weinstraße – prächtige Ansitze im Überetscher Stil. Dieser orientiert sich an der italienischen Renaissance und schafft ganz neue Landmarken in den Dörfern. Beeindruckende Beispiele dafür sind der Ansitz Tòr Löwengang in Magreid, der zum Weingut Alois Lageder gehört, das Weingut Manincor mit seinem Blick auf die Weingärten und den Kalterer See oder das Weingut J. Hofstätter, dessen historischer Sitz mitten in Tramin zu finden ist.

Ende des 19. Jahrhunderts folgt der nächste Entwicklungsschritt der Südtiroler Weinwirtschaft, die – wie alle vorherigen – auch wieder an der Architektur abzulesen ist. Mit der Gründung der ersten Kellereigenossenschaften machen sich die Bauern unabhängig und setzen dieser Emanzipation auch architektonisch Denkmäler: mit eleganten Gründerzeitbauten, Jugendstilelementen und Fassaden, die an Schlösser oder Ansitze erinnern.

Ein Beispiel dafür ist die renommierte Kellerei St. Michael-Eppan, aber auch die Kellerei St. Pauls hat ihr historisches Kellereigebäude in das heutige Ensemble integriert und zeigt damit zugleich, wie sich Alt und Neu optimal vereinen lassen. Dasselbe leistet auch der Umbau der Kellerei Meran, die nun über ein zusätzliches (verglastes) Stockwerk und hochmoderne unterirdische Kellerräume verfügt.

Klar ist: Die Anforderungen an die Kellerwirtschaft sind heute ganz andere als noch vor 100 Jahren. Oder gar vor fast 900 Jahren, als die Stiftskellerei Neustift im gleichnamigen Augustiner Chorherrenstift bei Brixen entstanden ist. Auch dort zeigt sich, wie behutsam man in Südtirol mit dem architektonischen Erbe umgeht und wie gut man dieses mit den neuen Herausforderungen – etwa jenen in Sachen Nachhaltigkeit – verbinden kann. So erwartet die Besucher in Neustift nicht nur der historische Stiftskeller, sondern auch ein hochmoderner Keller, der unter den Neustifter Weinbergen angelegt worden ist.

Ähnliches gilt für das Kloster Muri-Gries in Bozen, das einst eine Burg war, die 1845 von den Benediktinern übernommen worden ist. Auch hier kombiniert man alte und neue Architektur auf beeindruckende Weise.

Nicht weit vom Kloster Muri-Gries entfernt liegt der neue Sitz der Kellerei Bozen. Er ist ein Aushängeschild der innovativen Weinarchitektur in Südtirol. Diese spiegelt nicht nur die neuen Anforderungen an die Weinwirtschaft wider, sondern nimmt auch die Formensprache moderner Architektur auf. Und nicht zuletzt schafft sie die baulichen Grundlagen für eine nachhaltige, ressourcenschonende Wein- und Kellerwirtschaft.
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