Jahrgang 2021
Außergewöhnliches Jahr für Weißweine
Späte Lese und schönes Erntewetter sorgen für Frucht und Eleganz - Gute bis sehr gute Rotweine
Eine späte Lese und stabiles Schönwetter bei der Ernte prägen den Südtiroler Jahrgang 2021. So konnten die Trauben optimal ausreifen und dank hoher Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht viel Aroma ausbilden. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlicher Weißwein-Jahrgang 2021 und ein durchwegs guter bis sehr guter bei den Roten.
Eine späte Lese und stabiles Schönwetter bei der Ernte prägen den Südtiroler Jahrgang 2021. So konnten die Trauben optimal ausreifen und dank hoher Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht viel Aroma ausbilden. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlicher Weißwein-Jahrgang 2021 und ein durchwegs guter bis sehr guter bei den Roten.
Den Grundstein für beeindruckende Weine legt – neben der Arbeit in Weinberg und Keller – die Witterung, die es 2021 im Großen und Ganzen gut mit den Südtiroler Winzern gemeint hat. So trieben die Reben zwar zu einem mit den Vorjahren vergleichbaren Zeitpunkt aus, kühle Temperaturen im Frühjahr haben den Austrieb allerdings gebremst. „Vergleicht man die Bodentemperaturen der letzten 20 Jahre, waren diese im April 2021 am kühlsten“, erklärt Hansjörg Hafner, Bereichsleiter Weinbau im Beratungsring für Obst- und Weinbau.
Späte Reife, kaum Frost, dafür herausfordernde Niederschläge
Die kühlen Temperaturen und der daraus folgende Vegetationsrückstand von rund zehn bis 14 Tagen erwiesen sich als Segen für die Winzer. So kam es nur vereinzelt zu Frostschäden, während anderswo – in Mittelitalien oder Frankreich etwa – enorme Ausfälle zu beklagen waren. Der Rückstand, den die Reben im Frühjahr eingefahren hatten, konnte im weiteren Verlauf nicht mehr aufgeholt werden, obwohl der Juni der drittwärmste in den Wetteraufzeichnungen des Beratungsrings war.
Für die Weinbauern herausfordernd war dagegen die Niederschlagssituation im Sommer. Der Juni etwa war sehr trocken, einige Jung- und Ertragsanlagen mussten bewässert werden. „Das fehlende Wasser kam dann im Juli“, berichtet Hafner – in Form heftiger Gewitter. Zudem gab es im Hochsommer mehrere Hagelschläge, die heftigsten am 13. Juli, als eine Hagelfront über das Unterland und das Eisacktal bis ins Pustertal zog. Im Raum Kurtatsch richtete der Hagel Schäden von bis zu 80 Prozent an.
Schönwetter im Herbst sorgt für optimale Traubenqualität
Den Winzern entgegen kam eine anhaltende Schönwetterphase im Spätsommer und Herbst, die ideale Bedingungen für das Reifen schuf, vor allem für die weißen und spätreifenden roten Sorten. „Aufgrund des schönen Herbstes konnten durchwegs sehr gesunde und qualitativ hochwertige Trauben gelesen werden“, stellt Hafner fest. Quantitativ war die Erntemenge 2021 dagegen vergleichbar mit jener aus dem Jahr zuvor. Nur im Raum Bozen und Eisacktal lagen die Erntemengen geringfügig höher, im Unterland wegen der Hagelschläge um rund fünf Prozent niedriger. Bei den Rebsorten bildet der Vernatsch eine Ausnahme, für den deutlich unterdurchschnittliche Erntemengen gemeldet wurden.
Überdurchschnittliche Weiße, hervorragender Vernatsch
Dank des sehr gesunden Leseguts, guter Zuckergrade und Säurewerte verspricht 2021 ein überdurchschnittlich guter Jahrgang für Südtiroler Weißweine zu werden. „Durchwegs sehr schön präsentieren sich die Weine der Sorten Chardonnay und Sauvignon Blanc“, so Hafner. „Die Weißburgunder zeigen sich knackig-saftig, die Sorte Silvaner sehr schön.“ Ähnliches gilt auch für Riesling und Kerner, während bei den Gewürztraminern vor allem jene überzeugen, deren Trauben aus Anlagen mit einem etwas niedrigeren Ertrag stammen.
Bei den roten Sorten zeichnet Hansjörg Hafner ein differenzierteres Bild. Deutlich weniger Ertrag, kleine Beeren sowie lockere, sehr gesunde Trauben mit guten Zuckerwerten und optimaler Ausfärbung sorgten etwa für sich hervorragend entwickelnde Vernatschweine. Ein „sehr gut“ gibt’s für die Blauburgunderweine aus dem Unterland, ein „gut bis sehr gut“ für Merlot und Cabernet, während sich der Lagrein durchschnittlich bis gut entwickelt.
Etschtal/Meran: Frische, lebendige Weißweine, ausgewogen kräftige Rote
Fast schon euphorisch reagiert Rudi Kofler, Kellermeister der Kellerei Terlan, wenn man ihn auf den Jahrgang 2021 im Raum Etschtal und Meran anspricht: „Ich bin überzeugt, dass wir einen sehr wertvollen Jahrgang im Keller haben, der uns noch viel Genuss und Freude bereiten wird“, so Kofler. Die Voraussetzungen dafür hat ein idealer Witterungsverlauf geschaffen: eine späte Rebblüte, daher kaum Frostschäden, ein trockener Juni mit niedrigem Pilzdruck und ein August mit ausgeprägten Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. „Das war für die Fruchtigkeit und belebende Säure des Jahrgangs 2021 äußerst förderlich“, erklärt der Terlaner Kellermeister.
Sein Blick auf die Weißweine zeigt: Sie überzeugen mit frischen, präzisen Fruchtnoten und einer lebendigen Säurestruktur. „Gut strukturierte und dennoch elegante Weine weisen auf einen sehr guten Jahrgang hin“, so Kofler, der dabei vor allem den Sauvignon Blanc hervorhebt. Bei den Rotweinsorten stechen dagegen die etwas frühreiferen Sorten Pinot Noir und Lagrein heraus. „Ihre intensive Farbe, reifen und feinkörnigen Gerbstoffe und ein ausgewogen kräftiger Körper versprechen einen sehr guten Jahrgang“, schließt Kofler.
Raum Bozen: Letzte Zentimeter zum außergewöhnlichen Jahrgang fehlen
Einen guten, aber keinen großen Jahrgang für die klassischen Rotweinsorten im Raum Bozen erwartet Christian Werth, Kellermeister der Klosterkellerei Muri-Gries. „Eine starke Abkühlung Ende September ist der Grund dafür, dass die letzten Zentimeter zum außergewöhnlichen Jahrgang fehlen“, erklärt Werth. Während die spätreifenden Sorten Cabernet und Merlot am meisten unter den tiefen (Boden-)Temperaturen gelitten hätten, weise der Lagrein eine ausgeprägte Frucht und ein gutes Säuregerüst auf. Ähnliches gelte für den Vernatsch, dem die kühlen Nächte im Herbst zudem eine intensive Farbe verliehen hätten.
Euphorischer sieht Werth die Situation bei den Weißweinen. Vor allem Weißburgunder und Ruländer hätten von den niedrigeren Temperaturen profitiert: sie seien schlanker und wiesen eine gute Frucht und knackige Säure auf. Gewürztraminer und Chardonnay seien nicht ganz so voll, satt und kräftig wie in anderen Jahren, dafür aber „eine Spur eleganter“, wie Werth sagt. „Für die Weißweine ist 2021 ein vielversprechender Jahrgang“, erklärt er. „Und insgesamt könnte sich der Jahrgang in zwei, drei Jahren noch einmal besser darstellen, als wir derzeit glauben.“
Überetsch: Minutiöse Arbeit für knackige Weiß- und überraschende Rotweine
Hagel im Juli hat im Überetsch für enormen Aufwand gesorgt. „In unzähligen Arbeitsstunden wurden auf- und angeschlagene Beeren aus den Trauben entfernt“, erklärt Hans Terzer, Kellermeister der Kellerei St. Michael-Eppan. „Das minutiöse Auslesen der beschädigten Trauben und eine oft mit Risiko verbundene späte Lese hat uns aber sehr schönes Traubenmaterial beschert.“ Von der späten Ernte hätten vor allem die Weißweine, allen voran Weißburgunder und Sauvignon, profitiert. „Grundsätzlich sind die Weine im Alkoholgehalt etwas tiefer als letztes Jahr, die Säure etwas höher“, so Terzer. „Dies trägt dazu bei, dass sich die Weine frisch, fruchtig mit knackiger Säure und feinen Aromen präsentieren.“
Als „die Überraschung schlechthin“ bezeichnet der erfahrene Kellermeister die Rotweine des Jahrgangs 2021. „Besonders gefällt der Blauburgunder, gekennzeichnet durch eine schöne Frucht, Frische und feine Gerbstoffe“, so Terzer. Auch Merlot und Cabernet habe die lange Reifeperiode gut getan. Insgesamt sei der Jahrgang 2021 als gut bis sehr gut einzustufen, sagt Hans Terzer. „Die Weine entwickeln sich im Keller zu unserer vollen Zufriedenheit und wir werden es wieder mit einem schönen Jahrgang zu tun haben.“
Unterland: Traumwetter sorgt für viel Farbe und Aroma
Für den Jahrgang 2021 im Unterland gilt das klassische lachende und weinende Auge. Für das weinende sorgt der Hagel, der in und um Kurtatsch enorme Schäden angerichtet hat. „Deshalb fehlt es beim Gewürztraminer an Menge“, erklärt Hannes Pfitscher vom Weingut Pfitscher in Montan. Das lachende Auge ist dagegen der allgemein hohen Qualität der Trauben zu verdanken. „Wir hatten im Herbst Traumwetter und schon früh kühle Nächte, die perfekt waren für die Reife“, so Pfitscher.
Das mache sich vor allem bei den roten Sorten bemerkbar, etwa bei Blauburgunder und Lagrein. „Sie sind physiologisch sehr reif, haben viel Farb- und Aromastoffe und ein schönes Tanningerüst“, erklärt der Montaner Winzer. Eine „super Frucht, gute Fülle und schöne Säure“ attestiert Pfitscher auch den Unterlandler Weißweinen des Jahrgangs 2021. Und auch wenn es dem Gewürztraminer an Menge gefehlt habe, sei er doch sehr schön, blumig, mit tropischer Frucht und schöner Säure, unterstreicht Pfitscher. Über die langfristige Entwicklung des Jahrgangs 2021 traut sich Hannes Pfitscher noch kein Urteil zu, „aber das Basismaterial war top“, sagt er. „Und deshalb macht’s im Keller richtig Spaß.“
Vinschgau: Ein Jahrgang für die Roten – und nervenstarke Bauern
Eine späte Ernte und ein schöner September haben auch im Vinschgau für ein sehr gesundes Lesegut gesorgt, auch wenn die Erntemenge bei den Weißweinen unter den Erwartungen geblieben sei, bei den Rotweinen dafür etwas darüber. „Auch bei der Qualität gebe ich den Roten den Vorzug“, erklärt Heinrich Pohl vom Marinushof in Kastelbell. Der Blauburgunder etwa entwickle sich sehr gut – „feine Frucht, sehr typisch, mildes Tannin, mittlerer Körper“. Sogar ein „super“ entlockt Pohl der Zweigelt 2021. „Er ist voll, fruchtig und dunkel.“
Die Qualität des Vinschger Weißwein-Jahrgangs 2021 bewertet Heinrich Pohl als gut. Der Weißburgunder 2021 sei ein typischer: mit mittlerer Säure und Frucht sowie hohem Alkohol. Als „sehr deutsch“ – markante Säure, Pfirsichnoten, tief im Alkohol – beschreibt Pohl den Vinschger Riesling des Jahrgangs 2021. Insgesamt sei der 2021er ein sehr guter Jahrgang mit einem deutlichen Plus beim Rotwein. „Die Frühsorten, etwa Burgunder und Kerner, konnten optimal reifen, die Spätsorten Riesling und Zweigelt haben dagegen etwas Nervenstärke verlangt – und eine tadellose Arbeit im Weinberg“, so Pohl.
Eisacktal: Späte Ernte bringt außergewöhnliche Weißweine
Etwa eine Woche später als im langjährigen Schnitt und sogar zwei Wochen später als 2020 hat die Lese 2021 im Eisacktal begonnen. Für die Eisacktaler Weißweine ein Plus: „Die Trauben konnten so gut abreifen und von den großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht profitieren“, erklärt Celestino Luccin, Kellermeister der Stiftskellerei Neustift. „Das ist für die Aromatik immer ein Vorteil.“ Ein Wermutstropfen war nur der Hagel im Juli, ein für das Eisacktal seltenes Phänomen. „Die Winzer mussten viel Zeit aufwenden und sauber auslesen“, so der Neustifter Kellermeister.
Auch dank dieser Arbeit erwartet Luccin für die Eisacktaler Weißweine einen sehr guten Jahrgang: mit hohen Säurewerten, Frucht, Frische und Eleganz. Gar von einem „außergewöhnlichen Jahrgang“ spricht der Kellermeister mit Blick auf jene Sorten, die von einer hohen Mineralität profitieren, allen voran Müller-Thurgau, Kerner, Riesling und Veltliner. Auch für Weißweine wie Silvaner oder Pinot Grigio sei der 2021er ein sehr guter Jahrgang. Insgesamt könne man sich auf besonders aromatische, fruchtige Weine freuen. Und einen, dem Celestino Luccin Langlebigkeit zuschreibt – „ein hohes Potential zu reifen“.
Späte Reife, kaum Frost, dafür herausfordernde Niederschläge
Die kühlen Temperaturen und der daraus folgende Vegetationsrückstand von rund zehn bis 14 Tagen erwiesen sich als Segen für die Winzer. So kam es nur vereinzelt zu Frostschäden, während anderswo – in Mittelitalien oder Frankreich etwa – enorme Ausfälle zu beklagen waren. Der Rückstand, den die Reben im Frühjahr eingefahren hatten, konnte im weiteren Verlauf nicht mehr aufgeholt werden, obwohl der Juni der drittwärmste in den Wetteraufzeichnungen des Beratungsrings war.
Für die Weinbauern herausfordernd war dagegen die Niederschlagssituation im Sommer. Der Juni etwa war sehr trocken, einige Jung- und Ertragsanlagen mussten bewässert werden. „Das fehlende Wasser kam dann im Juli“, berichtet Hafner – in Form heftiger Gewitter. Zudem gab es im Hochsommer mehrere Hagelschläge, die heftigsten am 13. Juli, als eine Hagelfront über das Unterland und das Eisacktal bis ins Pustertal zog. Im Raum Kurtatsch richtete der Hagel Schäden von bis zu 80 Prozent an.
Schönwetter im Herbst sorgt für optimale Traubenqualität
Den Winzern entgegen kam eine anhaltende Schönwetterphase im Spätsommer und Herbst, die ideale Bedingungen für das Reifen schuf, vor allem für die weißen und spätreifenden roten Sorten. „Aufgrund des schönen Herbstes konnten durchwegs sehr gesunde und qualitativ hochwertige Trauben gelesen werden“, stellt Hafner fest. Quantitativ war die Erntemenge 2021 dagegen vergleichbar mit jener aus dem Jahr zuvor. Nur im Raum Bozen und Eisacktal lagen die Erntemengen geringfügig höher, im Unterland wegen der Hagelschläge um rund fünf Prozent niedriger. Bei den Rebsorten bildet der Vernatsch eine Ausnahme, für den deutlich unterdurchschnittliche Erntemengen gemeldet wurden.
Überdurchschnittliche Weiße, hervorragender Vernatsch
Dank des sehr gesunden Leseguts, guter Zuckergrade und Säurewerte verspricht 2021 ein überdurchschnittlich guter Jahrgang für Südtiroler Weißweine zu werden. „Durchwegs sehr schön präsentieren sich die Weine der Sorten Chardonnay und Sauvignon Blanc“, so Hafner. „Die Weißburgunder zeigen sich knackig-saftig, die Sorte Silvaner sehr schön.“ Ähnliches gilt auch für Riesling und Kerner, während bei den Gewürztraminern vor allem jene überzeugen, deren Trauben aus Anlagen mit einem etwas niedrigeren Ertrag stammen.
Bei den roten Sorten zeichnet Hansjörg Hafner ein differenzierteres Bild. Deutlich weniger Ertrag, kleine Beeren sowie lockere, sehr gesunde Trauben mit guten Zuckerwerten und optimaler Ausfärbung sorgten etwa für sich hervorragend entwickelnde Vernatschweine. Ein „sehr gut“ gibt’s für die Blauburgunderweine aus dem Unterland, ein „gut bis sehr gut“ für Merlot und Cabernet, während sich der Lagrein durchschnittlich bis gut entwickelt.
Etschtal/Meran: Frische, lebendige Weißweine, ausgewogen kräftige Rote
Fast schon euphorisch reagiert Rudi Kofler, Kellermeister der Kellerei Terlan, wenn man ihn auf den Jahrgang 2021 im Raum Etschtal und Meran anspricht: „Ich bin überzeugt, dass wir einen sehr wertvollen Jahrgang im Keller haben, der uns noch viel Genuss und Freude bereiten wird“, so Kofler. Die Voraussetzungen dafür hat ein idealer Witterungsverlauf geschaffen: eine späte Rebblüte, daher kaum Frostschäden, ein trockener Juni mit niedrigem Pilzdruck und ein August mit ausgeprägten Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. „Das war für die Fruchtigkeit und belebende Säure des Jahrgangs 2021 äußerst förderlich“, erklärt der Terlaner Kellermeister.
Sein Blick auf die Weißweine zeigt: Sie überzeugen mit frischen, präzisen Fruchtnoten und einer lebendigen Säurestruktur. „Gut strukturierte und dennoch elegante Weine weisen auf einen sehr guten Jahrgang hin“, so Kofler, der dabei vor allem den Sauvignon Blanc hervorhebt. Bei den Rotweinsorten stechen dagegen die etwas frühreiferen Sorten Pinot Noir und Lagrein heraus. „Ihre intensive Farbe, reifen und feinkörnigen Gerbstoffe und ein ausgewogen kräftiger Körper versprechen einen sehr guten Jahrgang“, schließt Kofler.
Raum Bozen: Letzte Zentimeter zum außergewöhnlichen Jahrgang fehlen
Einen guten, aber keinen großen Jahrgang für die klassischen Rotweinsorten im Raum Bozen erwartet Christian Werth, Kellermeister der Klosterkellerei Muri-Gries. „Eine starke Abkühlung Ende September ist der Grund dafür, dass die letzten Zentimeter zum außergewöhnlichen Jahrgang fehlen“, erklärt Werth. Während die spätreifenden Sorten Cabernet und Merlot am meisten unter den tiefen (Boden-)Temperaturen gelitten hätten, weise der Lagrein eine ausgeprägte Frucht und ein gutes Säuregerüst auf. Ähnliches gelte für den Vernatsch, dem die kühlen Nächte im Herbst zudem eine intensive Farbe verliehen hätten.
Euphorischer sieht Werth die Situation bei den Weißweinen. Vor allem Weißburgunder und Ruländer hätten von den niedrigeren Temperaturen profitiert: sie seien schlanker und wiesen eine gute Frucht und knackige Säure auf. Gewürztraminer und Chardonnay seien nicht ganz so voll, satt und kräftig wie in anderen Jahren, dafür aber „eine Spur eleganter“, wie Werth sagt. „Für die Weißweine ist 2021 ein vielversprechender Jahrgang“, erklärt er. „Und insgesamt könnte sich der Jahrgang in zwei, drei Jahren noch einmal besser darstellen, als wir derzeit glauben.“
Überetsch: Minutiöse Arbeit für knackige Weiß- und überraschende Rotweine
Hagel im Juli hat im Überetsch für enormen Aufwand gesorgt. „In unzähligen Arbeitsstunden wurden auf- und angeschlagene Beeren aus den Trauben entfernt“, erklärt Hans Terzer, Kellermeister der Kellerei St. Michael-Eppan. „Das minutiöse Auslesen der beschädigten Trauben und eine oft mit Risiko verbundene späte Lese hat uns aber sehr schönes Traubenmaterial beschert.“ Von der späten Ernte hätten vor allem die Weißweine, allen voran Weißburgunder und Sauvignon, profitiert. „Grundsätzlich sind die Weine im Alkoholgehalt etwas tiefer als letztes Jahr, die Säure etwas höher“, so Terzer. „Dies trägt dazu bei, dass sich die Weine frisch, fruchtig mit knackiger Säure und feinen Aromen präsentieren.“
Als „die Überraschung schlechthin“ bezeichnet der erfahrene Kellermeister die Rotweine des Jahrgangs 2021. „Besonders gefällt der Blauburgunder, gekennzeichnet durch eine schöne Frucht, Frische und feine Gerbstoffe“, so Terzer. Auch Merlot und Cabernet habe die lange Reifeperiode gut getan. Insgesamt sei der Jahrgang 2021 als gut bis sehr gut einzustufen, sagt Hans Terzer. „Die Weine entwickeln sich im Keller zu unserer vollen Zufriedenheit und wir werden es wieder mit einem schönen Jahrgang zu tun haben.“
Unterland: Traumwetter sorgt für viel Farbe und Aroma
Für den Jahrgang 2021 im Unterland gilt das klassische lachende und weinende Auge. Für das weinende sorgt der Hagel, der in und um Kurtatsch enorme Schäden angerichtet hat. „Deshalb fehlt es beim Gewürztraminer an Menge“, erklärt Hannes Pfitscher vom Weingut Pfitscher in Montan. Das lachende Auge ist dagegen der allgemein hohen Qualität der Trauben zu verdanken. „Wir hatten im Herbst Traumwetter und schon früh kühle Nächte, die perfekt waren für die Reife“, so Pfitscher.
Das mache sich vor allem bei den roten Sorten bemerkbar, etwa bei Blauburgunder und Lagrein. „Sie sind physiologisch sehr reif, haben viel Farb- und Aromastoffe und ein schönes Tanningerüst“, erklärt der Montaner Winzer. Eine „super Frucht, gute Fülle und schöne Säure“ attestiert Pfitscher auch den Unterlandler Weißweinen des Jahrgangs 2021. Und auch wenn es dem Gewürztraminer an Menge gefehlt habe, sei er doch sehr schön, blumig, mit tropischer Frucht und schöner Säure, unterstreicht Pfitscher. Über die langfristige Entwicklung des Jahrgangs 2021 traut sich Hannes Pfitscher noch kein Urteil zu, „aber das Basismaterial war top“, sagt er. „Und deshalb macht’s im Keller richtig Spaß.“
Vinschgau: Ein Jahrgang für die Roten – und nervenstarke Bauern
Eine späte Ernte und ein schöner September haben auch im Vinschgau für ein sehr gesundes Lesegut gesorgt, auch wenn die Erntemenge bei den Weißweinen unter den Erwartungen geblieben sei, bei den Rotweinen dafür etwas darüber. „Auch bei der Qualität gebe ich den Roten den Vorzug“, erklärt Heinrich Pohl vom Marinushof in Kastelbell. Der Blauburgunder etwa entwickle sich sehr gut – „feine Frucht, sehr typisch, mildes Tannin, mittlerer Körper“. Sogar ein „super“ entlockt Pohl der Zweigelt 2021. „Er ist voll, fruchtig und dunkel.“
Die Qualität des Vinschger Weißwein-Jahrgangs 2021 bewertet Heinrich Pohl als gut. Der Weißburgunder 2021 sei ein typischer: mit mittlerer Säure und Frucht sowie hohem Alkohol. Als „sehr deutsch“ – markante Säure, Pfirsichnoten, tief im Alkohol – beschreibt Pohl den Vinschger Riesling des Jahrgangs 2021. Insgesamt sei der 2021er ein sehr guter Jahrgang mit einem deutlichen Plus beim Rotwein. „Die Frühsorten, etwa Burgunder und Kerner, konnten optimal reifen, die Spätsorten Riesling und Zweigelt haben dagegen etwas Nervenstärke verlangt – und eine tadellose Arbeit im Weinberg“, so Pohl.
Eisacktal: Späte Ernte bringt außergewöhnliche Weißweine
Etwa eine Woche später als im langjährigen Schnitt und sogar zwei Wochen später als 2020 hat die Lese 2021 im Eisacktal begonnen. Für die Eisacktaler Weißweine ein Plus: „Die Trauben konnten so gut abreifen und von den großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht profitieren“, erklärt Celestino Luccin, Kellermeister der Stiftskellerei Neustift. „Das ist für die Aromatik immer ein Vorteil.“ Ein Wermutstropfen war nur der Hagel im Juli, ein für das Eisacktal seltenes Phänomen. „Die Winzer mussten viel Zeit aufwenden und sauber auslesen“, so der Neustifter Kellermeister.
Auch dank dieser Arbeit erwartet Luccin für die Eisacktaler Weißweine einen sehr guten Jahrgang: mit hohen Säurewerten, Frucht, Frische und Eleganz. Gar von einem „außergewöhnlichen Jahrgang“ spricht der Kellermeister mit Blick auf jene Sorten, die von einer hohen Mineralität profitieren, allen voran Müller-Thurgau, Kerner, Riesling und Veltliner. Auch für Weißweine wie Silvaner oder Pinot Grigio sei der 2021er ein sehr guter Jahrgang. Insgesamt könne man sich auf besonders aromatische, fruchtige Weine freuen. Und einen, dem Celestino Luccin Langlebigkeit zuschreibt – „ein hohes Potential zu reifen“.
Jahrgang 2020
Ein durchschnittlicher bis guter Jahrgang bei den Weißweinen, Top-Qualitäten bei Lagrein und Blauburgunder
Weiterlesen