Leidenschaft in elfter Generation

Leidenschaft in elfter Generation

Josephus Mayr, Erbhof Unterganzner: Tradition bewahren und neue Wege einschlagen

Elf Generationen der Familie Mayr, allesamt Weinbauern, haben dem Erbhof Unterganzner in Kardaun im äußersten Nordosten des Bozner Talkessels zu seinem heutigen Aussehen verholfen. Seit 1629 wird hier nachweislich Wein angebaut, seit fast 400 Jahren also, gegen die sich die 40 Jahre, in denen Josephus Mayr die Zügel in der Hand gehalten hat, wie ein Augenblick anfühlen.

Nur: Es sind 40 Jahre, in denen viel Arbeit, viel Engagement, viel Innovationsgeist in das Weingut der Familie geflossen sind. Und es sind 40 Jahre, in denen Josephus Mayr den Erbhof Unterganzner zu einem der Aushängeschilder Südtiroler Weinproduktion gemacht hat. Einen wichtigen Akzent hat er mit dem Lamarein gesetzt, dem Prototyp eines vielschichtig konzentrierten Lagreins aus teilweise getrockneten Trauben. Gleichzeitig experimentiert er mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten in neu erschlossenen Höhenlagen und hat bewiesen, dass die Pergel keine antiquierte Erziehungsform ist sondern noch immer ein zeitgemäßes und nachhaltiges Konzept, um Spitzenweine zu erzeugen.

Während Jahrhunderte Tradition manch einem schwer auf den Schultern zu lasten scheinen, haben sie Josephus Mayr Flügel verliehen. Das mag an seiner Leidenschaft für den Wein liegen, daran, dass er stets nach Neuem strebt und seinen Visionen folgt. Oder es liegt an der Verbundenheit, die er mit seinen Vorgängern spürt. „Es ist ein schönes Gefühl, sich vorstellen zu können, wer die Menschen waren, die vor uns den Hof bewirtschaftet haben“, sagt Mayr. „Es ist zugleich eine Riesenverpflichtung, in die Zukunft zu schauen.“

Dabei scheint Mayrs Innovationsgeist alle Bereiche seines Betriebes zu umfassen. In all den Jahren, in denen er hier die Strippen gezogen hat, sind neue Weinberge angelegt, neue Sorten gepflanzt, neue Wege der Vinifizierung beschritten worden. Einer dieser Wege führt geradewegs unter die Erde, hat Josephus Mayr doch einen Stollen unter einem seiner Weinberge als Felsenkeller eingerichtet. Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Mayr und verweist auf die optimalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse für die Lagerung seiner besten Weine. Im neuen Keller arbeitet Mayr mit seinem Sohn Hand in Hand. „Er ist bestens ausgebildet und bringt neue Ideen ein“, freut sich der Senior. „Ich bin sehr glücklich, dass unser Betrieb wieder einen Innovationsschub kriegt.“

Dass Generation Nummer elf den Unterganznerhof übernimmt, mag auf den ersten Blick eine Selbstverständlichkeit sein – nicht aber, wenn man sich die Härten vor Augen hält, die das Leben als Weinbauer mit sich bringt. „Das Jahr ist lang und beschwerlich, es braucht viel Einsatz von Familie und Mitarbeitern“, sagt Josephus Mayr. Umso glücklicher sei man als Weinbauer, wenn man schöne Trauben ernten dürfe.

Das Highlight des Arbeitsjahres steht allerdings dann an, wenn die Winzer ihre Weine verkosten dürfen. Das sieht auch Josephus Mayr nicht anders, würden doch erst dann die Früchte der eigenen Arbeit spür- und greifbar. „Wenn man den Wein verkosten kann, den man durch mühevolle Arbeit erzeugt hat, ist der Genuss ein doppelter“, schwärmt Mayr. „Man weiß, dass das Produkt echt und ein Geschenk der Natur ist.“

Bei allen Mühen scheint es also, als wolle der Weinbauer und Weinpionier Josephus Mayr mit niemandem tauschen. Man könne als Winzer mit den Jahreszeiten gehen, man könne das Wachsen und Gedeihen verfolgen, sagt er dann auch. Und: „Ich genieße es, in diesem Beruf arbeiten zu dürfen.“
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