65 Ernten, eine Passion

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Toni Rottensteiner, Bozen: Vom Engrosverkauf ins Premiumsegment

Wenn man ein Musterbeispiel dafür sucht, wie sich der Südtiroler Wein in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, wird man beim Weingut Hans Rottensteiner in Bozen fündig. Hatte der Gründer und Namensgeber in den 1950er- und 1960er-Jahren noch voll und ganz auf den Offenweinverkauf gesetzt, war für dessen Sohn Toni klar: in der Qualität liegt die Zukunft. Und Toni Rottensteiner muss es wissen: Er ist seit mehr als 60 Jahren im Geschäft.

Nach seiner Ausbildung zum Önologen im Schweizer Wädenswil steigt Rottensteiner in den elterlichen Betrieb ein, dessen Stammhof der Reiterhof in St. Peter oberhalb von Bozen ist. 1956 wird das Weingut Hans Rottensteiner aus der Taufe gehoben, in das Toni von Anfang an eingebunden ist. Damals wird nicht nur mit der Hand geerntet, die Trauben müssen auch auf dem Rücken aus dem Weinberg getragen werden und gesetzt wird vor allem auf Masse.

So fasste allein das größte Fass im Rottensteiner-Keller 100.000 Liter. „Heute wäre das ein schönes Schwimmbad“, sagt Toni Rottensteiner, der auch daran erinnert, dass das Sortiment des familieneigenen Weinguts anfangs klein ist. „Wir hatten damals nur drei Sorten im Keller: St. Magdalener, Kalterersee und Lagrein Kretzer.“
Nach und nach verabschiedet sich Toni allerdings vom väterlichen Engrosverkauf und setzt mehr und mehr auf Flaschenweine. Und das heißt: konsequent auf Qualität, die er nicht nur auf den eigenen Weinbauflächen durchsetzt, sondern auch bei den rund 50 Weinbauern, deren Trauben im Keller des Weinguts Hans Rottensteiner verarbeitet werden – auch heute noch. „Das war eine Riesenentwicklung“, erinnert sich Toni Rottensteiner.

Heute keltern die Rottensteiners nicht weniger als 24 verschiedene Weiß- und Rotweine, der Schwerpunkt liegt allerdings auf Lagrein und St. Magdalener, den für den Raum Bozen typischen Sorten. Das Zepter im Betrieb hat mittlerweile Tonis Sohn Hannes übernommen, der Senior lässt es sich aber nicht nehmen, ihm zur Hand zu gehen. „Seit 60 Jahren bin ich jeden Morgen der erste im Betrieb“, so Toni Rottensteiner, „ich sperre auf und sehe nach dem Rechten“.

Im Alter, so scheint es, hat Toni Rottensteiner zu seinen Wurzeln zurückgefunden. Während er das operative Geschäft seinem Sohn überlässt, kann er sich wieder auf den Weinbau konzentrieren. Kein Wunder, ist das Leben als Weinbauer doch das, das Rottensteiner sen. kennt und liebt. „Winzer zu sein, heißt, die Trauben verfolgen zu können: vom Austrieb über die Blüte bis hinein in den Herbst“, schwärmt Rottensteiner und fügt hinzu: „Das ist eine wunderschöne Lebensaufgabe.“

Wunderschön vor allem dann, wenn am Ende auch noch das Produkt dabei herauskommt, nach dem Toni Rottensteiner seit mehr als 60 Jahren strebt: ein rundum guter Wein. Aber was ist das, ein guter Wein? „Wein ist ein lebendiges Produkt, er muss einen Charakter haben, der sich entwickelt und verändert“, sagt Toni Rottensteiner dazu. Und: „Ein guter Wein ist wie ein Kreis: Er muss den Mund schön ausfüllen, ohne irgendwo anzuecken.“
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