Wenn aus einer Weinempfehlung Liebe wird
08.02.2024

Wenn aus einer Weinempfehlung Liebe wird

Nachgefragt bei… Weinkulturpreis-Trägerin Claudia Dietsch

Dass aus einer Weinempfehlung eine Liebesgeschichte werden kann, zeigen Claudia Dietsch und ihr Mann Johann, deren Önothek BERGWEIN so etwas ist wie eine Botschaft des Weinlandes Südtirol in München. Dafür sind die beiden 2023 mit dem Südtirol Preis für Weinkultur in der Kategorie „Sonderpreis“ ausgezeichnet worden.

Seit 2011 leben Claudia und Johann Dietsch mit BERGWEIN am Münchner Gärtnerplatz Südtiroler Weinkultur. Ihre Leidenschaft für Wein haben sie bei einer Reise nach Südtirol entdeckt und sich hier auch zu Sommeliers ausbilden lassen. Im Gespräch mit Claudia Dietsch gehen wir den Ursprüngen dieser kuriosen Liebesgeschichte auf den Grund. Und der Frage, welcher Wein das Lebensgefühl Südtirol verkörpert.

Frau Dietsch, können Sie sich noch erinnern, welcher Wein Anfang der 2000er Ihre Passion für Südtirol geweckt hat?
Claudia Dietsch: Im Gasthof Kohlern hoch über Bozen folgten wir der Empfehlung des Wirtes und tranken einen gelagerten Lagrein Riserva Tor di Lupo der Kellerei Andrian. Fantastisch! Am nächsten Tag haben wir uns in Bozen mit Literatur eingedeckt, um uns einen Überblick zu verschaffen.

Was hat damals den Unterschied für Sie ausgemacht?
Damals hat uns überrascht, dass die kräftigen Rotweine eine schöne Frische aufweisen, ohne an Präsenz und Volumen einzubüßen. Das bringt ein tolles Zusammenspiel, besonders mit der alpinen Küche, weil zum Beispiel ein buttriges Gericht keinen breiten, sattmachenden, trotzdem aber einen kräftigen Rotwein verträgt. Der starke Ausdruck, die Harmonie der Weißweine und die wunderbare Vielfalt, das hat uns sehr beeindruckt.

Und was ist für Sie das Besondere am Weinland Südtirol?
Die kühle Stilistik der Weine, die Frische, das Animierende, die großartigen Qualitäten – das hat unsere Leidenschaft entfacht. Und diese Präzision, Geradlinigkeit, Mineralität und Tiefgründigkeit begeistern uns bis heute.

Vielfalt zeichnet Südtirol aus. Macht diese Vielfalt es schwer, Ihren Kundinnen und Kunden das Weinland zu vermitteln?
Ganz im Gegenteil. Gerade die Vielfalt ist es doch, die so faszinierend ist. Das können wir gut vermitteln. Und haben so die Möglichkeit, aus einem großen Portfolio den passenden Wein für den jeweiligen Geschmack zu empfehlen. Wir erzählen gerne und ausführlich über die Weinregion Südtirol, pflegen einen engen Kontakt zu den Winzerinnen und Winzern und verkosten die neuen Jahrgänge auf den Weinmessen. So kennen wir unsere Weine und können sie für unsere Kundinnen und Kunden übersetzen.

Wie sieht diese Übersetzung konkret aus?
Wenn jemand noch gar keine Berührung mit Südtiroler Weinen hatte, dann erkundige ich mich danach, welche Art von Weinen der- oder diejenige an sich gerne trinkt. So kann man die persönliche Vorliebe einschätzen und dementsprechend einen Südtiroler Wein vorschlagen. Da ist es ja gerade schön, auf eine große Vielfalt zurückgreifen zu können. Einige unserer Kundinnen und Kunden kennen sich aber auch sehr gut in Südtirol aus. Das ist dann wie ein interessanter Austausch und es freut uns immer sehr, wenn wir jemanden mit einem unbekannten Wein überraschen können.

Worauf achten Sie bei der Auswahl eines Weinguts oder einer Weinkellerei?
Wir verkosten die Weine über mehrere Jahrgänge und schauen uns die Betriebe und die Weinberge vor Ort an. Naturnahes Arbeiten im Weinberg und Keller ist uns wichtig. Wir möchten die Philosophie des Betriebs verstehen und wünschen uns Konstanz in der Qualität.

Und worauf sollten Ihre Kunden achten?
Oft haben unsere Kundinnen und Kunden einen Lieblingswein, mit dem sie schöne Erinnerungen verknüpfen. Ich empfehle, neugierig zu bleiben, offen für etwas Neues. Es gibt einfach viel zu entdecken.

Auch für Insider wie Sie?
Ja, es gibt immer wieder junge Winzerinnen und Winzer, die den Familienbetrieb übernehmen oder ganz neu starten, teilweise mit wunderbaren, eigenständigen Weinen. Man muss dranbleiben, damit man nichts verpasst!

Sie haben einmal gesagt, Südtirol sei für Sie ein Lebensgefühl. Welche Weinsorte beschreibt dieses Gefühl am besten?
Anlass- und stimmungsbezogen können das ganz unterschiedliche Sorten sein. Aber zum Beispiel ein ganz klassischer Weißburgunder an einem Sommerabend auf dem Balkon in München, und ich fühle mich für einen Moment in Südtirol. Jetzt im Winter funktioniert für mich ein schöner Blauburgunder zu einem kräftigen Pastagericht, um etwas Stube in unser Wohnzimmer zu bringen.

Und Ihr Südtiroler Lieblingswein: Wie würden Sie den beschreiben?
Mein Lieblingsweißwein strahlt eine Klarheit aus, die an einen Gebirgsbach im Frühsommer erinnert. Druckvoll, saftig mit einer eleganten gelben Frucht, heller Blüte und am Ende diese winzige Note von gewaschenem Stein. Beim Roten ist es ein Wein mit Duft von Rose und feiner Würze, der eine klare und kühle Frucht betont und am Ende eine unverkennbare frische Note hinterlässt, die einen weiteren Schluck fordert.
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