16.10.2023
Törggelen heißt auch… Wein in allen Formen
Nachgefragt bei… Florian Hilpold vom Weingut und Buschenschank Villscheider
Mit dem Herbst beginnt in Südtirol die Zeit des Törggelens. Eine Tradition mit vielen Gesichtern. Wie diese authentisch gefeiert wird und welche Rolle der Südtiroler Wein dabei spielt, haben wir von Florian Hilpold wissen wollen, der mit seiner Familie das Weingut Villscheider in Brixen betreibt.
Der Villscheider, Weingut und Buschenschank, liegt im Eisacktal und damit am geografischen Ursprung des Törggelens. Dieses dürfte entweder als Tauschhandel zwischen Berg- und Talbauern entstanden sein oder zur Feier des Ernteabschlusses, zu dem die Bauern mit Freunden und Nachbarn anstießen – mit neuem Wein und frischen Kastanien. Beides steht auch heute noch im Mittelpunkt des Törggelens, wobei Florian Hilpold genaue Vorstellungen davon hat, worauf es ankommt.
Herr Hilpold, an Ihrem Hof kann man bereits seit rund 20 Jahren Törggelen. Was bringt er mit, dass er ein authentisches Erlebnis bieten kann?
Florian Hilpold: Törggelen ist dann authentisch, wenn es am Hof in erster Linie um die Landwirtschaft und deren Produkte geht, der Buschenschank also nur ein Nebenerwerb ist – wobei „nur“ unter Anführungszeichen zu setzen ist, weil wir natürlich auch in dieses Standbein unseres Betriebs viel Arbeit und Leidenschaft stecken.
Das heißt: Törggelen ist nur wirklich Törggelen, wenn man auf einem echten Bauernhof zu Gast ist. Worauf kommt’s sonst noch an?
Der Ursprung des Törggelens liegt nicht zufällig im Eisacktal. Schließlich ist es dort entstanden, wo die Trauben im eigenen Weingut wachsen, wo sie im eigenen Betrieb zu Wein verarbeitet werden und wo auch die Kastanie wächst.
Damit sind wir schon bei den Grundbestandteilen des Törggelens: Wein und Kastanien. Uns interessiert vor allem der Wein …
… der beim Törggelen im Mittelpunkt steht und dabei in all seinen Formen getrunken werden kann: offen oder abgefüllt, als Sußer, als Neuer oder auch als gereifter Wein früherer Jahrgänge.
Das müssen wir erklären: Sußer ist seit wenigen Tagen gärender Traubenmost, der Neue dagegen junger Wein. Wollen das Ihre Gäste genau wissen?
Ja und da haben wir als Winzer den Vorteil, dass wir unseren Gästen nicht nur erklären können, was Sußer, Neuer oder Wein ist, sondern ihnen auch die Geschichte hinter dem Produkt erzählen können. Wir können ihnen die Weinberge zeigen, aus denen die Trauben stammen, wir können ihnen von Anbau, Ernte und Verarbeitung erzählen, ihnen also ein unmittelbares Erlebnis bieten.
Und wenn Sie gefragt werden, welchen Wein Sie zum Törggelen empfehlen …
… hängt meine Antwort davon ab, was gerade auf den Tisch kommt. Zu hausgemachten Vorspeisen empfehle ich einen frischen, fruchtigen Weißwein, also einen Riesling, einen Sylvaner oder einen Kerner, zur Schlachtplatte einen gehaltvolleren Roten und zu den Krapfen einen neuen Süßen, wenn dieser gerade frisch gekeltert wurde.
Lassen Sie uns kurz weniger ins Glas und mehr in die Kristallkugel schauen: Was bringt die Zukunft: für das Törggelen, für Ihren Betrieb und die Weinproduktion?
Um die Zukunft des Törggelens brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das ist bekannt und begehrt und wird es auch noch lange bleiben. Was unseren Betrieb – und wahrscheinlich nicht nur unseren – betrifft, so ist allerdings die Doppelbelastung in der Erntezeit Jahr für Jahr eine Herausforderung, weil gerade in der arbeitsintensivsten Zeit in Weinberg und Keller auch noch der Buschenschank auf vollen Touren läuft. Wir öffnen den Buschenschank deshalb nur mehr an Wochenenden.
Trotzdem sind und bleiben Sie Winzer mit Leib und Seele. Gibt es etwas, worauf Sie als Südtiroler Weinbauer stolz sein können?
„Stolz“ ist ein großes Wort, aber beeindruckend finde ich die Entwicklung der Südtiroler Weinwirtschaft schon. Die Weingüter sind klein strukturiert und zu einem großen Teil schwierig zu bearbeiten, trotzdem wird größter Wert auf hohe Qualität gelegt – und das im ganzen Land. Wenn ich mir die Motivation der jungen Bäuerinnen und Bauern einerseits und ihre gute Ausbildung andererseits ansehe … ja, dann würde ich schon sagen, dass wir darauf stolz sein können.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Welcher ist Ihr Lieblingswein – zum Törggelen aber auch unabhängig davon?
Da muss ich nicht lange nachdenken: der Sylvaner. Er ist hier bei uns im Eisacktal zuhause und die Sonne tagsüber sowie die kühlen Temperaturen nachts sorgen für eine wunderbare Säure, eine schöne Frucht und einen knackigen Körper.
Der Villscheider, Weingut und Buschenschank, liegt im Eisacktal und damit am geografischen Ursprung des Törggelens. Dieses dürfte entweder als Tauschhandel zwischen Berg- und Talbauern entstanden sein oder zur Feier des Ernteabschlusses, zu dem die Bauern mit Freunden und Nachbarn anstießen – mit neuem Wein und frischen Kastanien. Beides steht auch heute noch im Mittelpunkt des Törggelens, wobei Florian Hilpold genaue Vorstellungen davon hat, worauf es ankommt.
Herr Hilpold, an Ihrem Hof kann man bereits seit rund 20 Jahren Törggelen. Was bringt er mit, dass er ein authentisches Erlebnis bieten kann?
Florian Hilpold: Törggelen ist dann authentisch, wenn es am Hof in erster Linie um die Landwirtschaft und deren Produkte geht, der Buschenschank also nur ein Nebenerwerb ist – wobei „nur“ unter Anführungszeichen zu setzen ist, weil wir natürlich auch in dieses Standbein unseres Betriebs viel Arbeit und Leidenschaft stecken.
Das heißt: Törggelen ist nur wirklich Törggelen, wenn man auf einem echten Bauernhof zu Gast ist. Worauf kommt’s sonst noch an?
Der Ursprung des Törggelens liegt nicht zufällig im Eisacktal. Schließlich ist es dort entstanden, wo die Trauben im eigenen Weingut wachsen, wo sie im eigenen Betrieb zu Wein verarbeitet werden und wo auch die Kastanie wächst.
Damit sind wir schon bei den Grundbestandteilen des Törggelens: Wein und Kastanien. Uns interessiert vor allem der Wein …
… der beim Törggelen im Mittelpunkt steht und dabei in all seinen Formen getrunken werden kann: offen oder abgefüllt, als Sußer, als Neuer oder auch als gereifter Wein früherer Jahrgänge.
Das müssen wir erklären: Sußer ist seit wenigen Tagen gärender Traubenmost, der Neue dagegen junger Wein. Wollen das Ihre Gäste genau wissen?
Ja und da haben wir als Winzer den Vorteil, dass wir unseren Gästen nicht nur erklären können, was Sußer, Neuer oder Wein ist, sondern ihnen auch die Geschichte hinter dem Produkt erzählen können. Wir können ihnen die Weinberge zeigen, aus denen die Trauben stammen, wir können ihnen von Anbau, Ernte und Verarbeitung erzählen, ihnen also ein unmittelbares Erlebnis bieten.
Und wenn Sie gefragt werden, welchen Wein Sie zum Törggelen empfehlen …
… hängt meine Antwort davon ab, was gerade auf den Tisch kommt. Zu hausgemachten Vorspeisen empfehle ich einen frischen, fruchtigen Weißwein, also einen Riesling, einen Sylvaner oder einen Kerner, zur Schlachtplatte einen gehaltvolleren Roten und zu den Krapfen einen neuen Süßen, wenn dieser gerade frisch gekeltert wurde.
Lassen Sie uns kurz weniger ins Glas und mehr in die Kristallkugel schauen: Was bringt die Zukunft: für das Törggelen, für Ihren Betrieb und die Weinproduktion?
Um die Zukunft des Törggelens brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das ist bekannt und begehrt und wird es auch noch lange bleiben. Was unseren Betrieb – und wahrscheinlich nicht nur unseren – betrifft, so ist allerdings die Doppelbelastung in der Erntezeit Jahr für Jahr eine Herausforderung, weil gerade in der arbeitsintensivsten Zeit in Weinberg und Keller auch noch der Buschenschank auf vollen Touren läuft. Wir öffnen den Buschenschank deshalb nur mehr an Wochenenden.
Trotzdem sind und bleiben Sie Winzer mit Leib und Seele. Gibt es etwas, worauf Sie als Südtiroler Weinbauer stolz sein können?
„Stolz“ ist ein großes Wort, aber beeindruckend finde ich die Entwicklung der Südtiroler Weinwirtschaft schon. Die Weingüter sind klein strukturiert und zu einem großen Teil schwierig zu bearbeiten, trotzdem wird größter Wert auf hohe Qualität gelegt – und das im ganzen Land. Wenn ich mir die Motivation der jungen Bäuerinnen und Bauern einerseits und ihre gute Ausbildung andererseits ansehe … ja, dann würde ich schon sagen, dass wir darauf stolz sein können.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Welcher ist Ihr Lieblingswein – zum Törggelen aber auch unabhängig davon?
Da muss ich nicht lange nachdenken: der Sylvaner. Er ist hier bei uns im Eisacktal zuhause und die Sonne tagsüber sowie die kühlen Temperaturen nachts sorgen für eine wunderbare Säure, eine schöne Frucht und einen knackigen Körper.
Noch eine Kostprobe?
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