25.05.2022
Südtirols Weinwelt wird weiblicher
Der einstigen Männerdomäne drücken Frauen ihren Stempel auf
Lesedauer: 7 '
Über Generationen war die Südtiroler Weinwirtschaft eine Männerdomäne – in Weinbergen und Kellern, in Genossenschaftsfunktionen und -gremien. Seit einigen Jahren wandelt sich das Bild, immer mehr Frauen drücken der Weinwirtschaft ihren Stempel auf und zeigen: die Südtiroler Weinwelt hat auch ein weibliches Gesicht. Erstmals eines, das sich nach außen zeigt.
„Frauen haben in der Landwirtschaft immer schon mitgearbeitet, blieben aber stets im Hintergrund“, erklärt dazu etwa Elena Walch, eine der Pionierinnen und heute das wohl bekannteste weibliche Gesicht des Südtiroler Weins. Dass man jahrelang nur in zweiter Reihe gearbeitet habe, habe indes nichts mit fehlender Kompetenz zu tun. Vielmehr habe das Selbstvertrauen gefehlt. „Sie hätten ihren Mann gestellt, wenn sie sich getraut hätten“, ist Walch überzeugt.
Ähnlich sieht es Eva Kaneppele, Geschäftsführerin des Weinguts Ritterhof in Kaltern. Seit jeher stehe auch hinter Betrieben, die von Männern geführt würden, eine Frau. „In den letzten Jahrzehnten hat sich aber etwas getan, Frauen gehen nach vorn, um Unternehmen zu leiten und zu repräsentieren“, so Kaneppele. „Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es können und wollen.“
Elena Walch hat diese Entwicklung mit losgetreten. Sie war eine gleich dreifache Quereinsteigerin in die Südtiroler Weinwelt: als Frau, als Architektin, als Städterin ist sie für die konservative Weinwirtschaft der frühen 1980er-Jahre schwer zu schlucken. „Anfangs hat man mich schon schief angeschaut, mir blöde Fragen gestellt und geschaut, wo mein Mann ist“, erinnert sich Walch. Ihre Reaktion darauf ist: „Ich werde es alleine meistern, die Zeit soll es zeigen.“ Und das tut sie, indem sie Neues einbringt: ein neues Verständnis für Qualität, eine neue Philosophie, neue Erziehungsformen. Letztendlich macht sie aus dem Weingut Elena Walch eines der bemerkenswertesten in Südtirol.
„Frauen haben in der Landwirtschaft immer schon mitgearbeitet, blieben aber stets im Hintergrund“, erklärt dazu etwa Elena Walch, eine der Pionierinnen und heute das wohl bekannteste weibliche Gesicht des Südtiroler Weins. Dass man jahrelang nur in zweiter Reihe gearbeitet habe, habe indes nichts mit fehlender Kompetenz zu tun. Vielmehr habe das Selbstvertrauen gefehlt. „Sie hätten ihren Mann gestellt, wenn sie sich getraut hätten“, ist Walch überzeugt.
Ähnlich sieht es Eva Kaneppele, Geschäftsführerin des Weinguts Ritterhof in Kaltern. Seit jeher stehe auch hinter Betrieben, die von Männern geführt würden, eine Frau. „In den letzten Jahrzehnten hat sich aber etwas getan, Frauen gehen nach vorn, um Unternehmen zu leiten und zu repräsentieren“, so Kaneppele. „Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es können und wollen.“
Elena Walch hat diese Entwicklung mit losgetreten. Sie war eine gleich dreifache Quereinsteigerin in die Südtiroler Weinwelt: als Frau, als Architektin, als Städterin ist sie für die konservative Weinwirtschaft der frühen 1980er-Jahre schwer zu schlucken. „Anfangs hat man mich schon schief angeschaut, mir blöde Fragen gestellt und geschaut, wo mein Mann ist“, erinnert sich Walch. Ihre Reaktion darauf ist: „Ich werde es alleine meistern, die Zeit soll es zeigen.“ Und das tut sie, indem sie Neues einbringt: ein neues Verständnis für Qualität, eine neue Philosophie, neue Erziehungsformen. Letztendlich macht sie aus dem Weingut Elena Walch eines der bemerkenswertesten in Südtirol.
Auch dank Elena Walchs Vorarbeit ist das eigene Standing in Südtirols Weinwelt also kaum noch eine Geschlechter-, als vielmehr eine Kompetenzfrage. „Wie jeder andere muss man sich erst einmal beweisen, damit man ernstgenommen wird. Aber man ist mir immer respektvoll und offen gegenübergetreten“, bestätigt Magdalena Pratzner, die 2019 das elterliche Weingut Falkenstein in Naturns übernommen hat.
Davor hat sie als Önologin Erfahrung rund um die Welt sammeln dürfen. „Bei zwei meiner Stopps, in Australien und in Frankreich, war ich die einzige Frau im Keller“, erzählt Pratzner. Der Erwartungsdruck sei stets groß, komme aber weniger von außen: „Man will sich selbst beweisen, dass man den Job genauso gut macht wie seine männlichen Kollegen“, sagt Pratzner.
Das bestätigt auch Alexandra Erlacher, Verkaufsleiterin der Kellerei Andrian. „Männer haben es oft leichter, nicht zuletzt, weil sie weniger Selbstzweifel haben“, sagt sie. „Sie denken nicht darüber nach: ,Bin ich dem gewachsen, kann ich das?‘.“ Problematisch sei, dass es immer noch bei der Bezahlung hapere. „Unsere männlichen Kollegen verdienen meistens mehr als wir Frauen und das in gleichen Positionen“, sagt Erlacher und fordert: „Das muss sich ändern.“
Während dieses Problem zu beheben ist, gibt es im Umgang mit den männlichen Kollegen kaum noch eines. Natürlich gebe es nach wie vor Machos, die Probleme damit hätten, eine Frau vor sich zu haben. „Das ist aber nicht nur in der Weinwelt so“, sagt Eva Kaneppele, „auch Frauen in anderen Sparten kennen solche Situationen“. Sie selbst gehe selbstbewusst und ganz bestimmt auf männliche Kollegen zu. „Ich schaffe mir so selbst meinen Platz in der Männerwelt.“
Davor hat sie als Önologin Erfahrung rund um die Welt sammeln dürfen. „Bei zwei meiner Stopps, in Australien und in Frankreich, war ich die einzige Frau im Keller“, erzählt Pratzner. Der Erwartungsdruck sei stets groß, komme aber weniger von außen: „Man will sich selbst beweisen, dass man den Job genauso gut macht wie seine männlichen Kollegen“, sagt Pratzner.
Das bestätigt auch Alexandra Erlacher, Verkaufsleiterin der Kellerei Andrian. „Männer haben es oft leichter, nicht zuletzt, weil sie weniger Selbstzweifel haben“, sagt sie. „Sie denken nicht darüber nach: ,Bin ich dem gewachsen, kann ich das?‘.“ Problematisch sei, dass es immer noch bei der Bezahlung hapere. „Unsere männlichen Kollegen verdienen meistens mehr als wir Frauen und das in gleichen Positionen“, sagt Erlacher und fordert: „Das muss sich ändern.“
Während dieses Problem zu beheben ist, gibt es im Umgang mit den männlichen Kollegen kaum noch eines. Natürlich gebe es nach wie vor Machos, die Probleme damit hätten, eine Frau vor sich zu haben. „Das ist aber nicht nur in der Weinwelt so“, sagt Eva Kaneppele, „auch Frauen in anderen Sparten kennen solche Situationen“. Sie selbst gehe selbstbewusst und ganz bestimmt auf männliche Kollegen zu. „Ich schaffe mir so selbst meinen Platz in der Männerwelt.“
„Letztendlich haben alle gemerkt: Es kommt nicht darauf an, ob man Mann oder Frau ist, es kommt darauf an, was in der Flasche ist.“
Elena WalchWeingut Elena Walch
Das sieht auch Alexandra Erlacher ähnlich, die mit männlichen Kollegen bis dato nie Probleme gehabt habe. „Der Umgang ist meist sehr respektvoll“, sagt sie, fügt aber an: „Was manchmal stört, ist ein Hauch von Bevormundung. Aber da muss Frau durch.“
Bei aller (mittlerweile offensichtlich erreichten) Gleichberechtigung bleibt die Frage: Gibt es einen weiblichen Blick auf den Wein? Die Antwort aller befragten Frauen ist ein klares „Jein“. Als Produkt unterscheide sich der Wein nicht, egal, ob er nun von Männern oder Frauen gemacht werde. „Er ist ohnehin immer ein Gemeinschaftsprodukt“, so Elena Walch. In der Rezeption dagegen gebe es durchaus Unterschiede. „Frauen gehen emotionaler an das Thema heran, Männer eher rational“, so Erlacher. Und Pratzner sekundiert: „Das weibliche Gehirn scheint affiner zu sein für Aromen, Geschmäcker und vor allem deren verschiedene Nuancen.“
Mehr Gespür, nicht nur für den Wein, schreibt auch Eva Kaneppele den Frauen zu – in Form eines ausgeprägteren Einfühlungsvermögens in die Kunden. „Frauen können zudem die Emotionen, die das Produkt Wein verkörpert, noch besser herauskitzeln.“ Letztendlich sei der neue, andere Blick aber eine Bereicherung, findet Alexandra Erlacher: „Manches wird doch einfach spannender durch zwei unterschiedliche Sichtweisen.“
Das Schlusswort überlassen wir Elena Walch – nicht nur aus Respekt davor, dass sie Frauen den Weg in die Südtiroler Weinwelt geebnet hat, sondern weil sie die Geschlechterfrage auf einen einfachen Punkt bringt: „Letztendlich haben alle gemerkt: Es kommt nicht darauf an, ob man Mann oder Frau ist“, sagt Walch, „es kommt darauf an, was in der Flasche ist“.
Bei aller (mittlerweile offensichtlich erreichten) Gleichberechtigung bleibt die Frage: Gibt es einen weiblichen Blick auf den Wein? Die Antwort aller befragten Frauen ist ein klares „Jein“. Als Produkt unterscheide sich der Wein nicht, egal, ob er nun von Männern oder Frauen gemacht werde. „Er ist ohnehin immer ein Gemeinschaftsprodukt“, so Elena Walch. In der Rezeption dagegen gebe es durchaus Unterschiede. „Frauen gehen emotionaler an das Thema heran, Männer eher rational“, so Erlacher. Und Pratzner sekundiert: „Das weibliche Gehirn scheint affiner zu sein für Aromen, Geschmäcker und vor allem deren verschiedene Nuancen.“
Mehr Gespür, nicht nur für den Wein, schreibt auch Eva Kaneppele den Frauen zu – in Form eines ausgeprägteren Einfühlungsvermögens in die Kunden. „Frauen können zudem die Emotionen, die das Produkt Wein verkörpert, noch besser herauskitzeln.“ Letztendlich sei der neue, andere Blick aber eine Bereicherung, findet Alexandra Erlacher: „Manches wird doch einfach spannender durch zwei unterschiedliche Sichtweisen.“
Das Schlusswort überlassen wir Elena Walch – nicht nur aus Respekt davor, dass sie Frauen den Weg in die Südtiroler Weinwelt geebnet hat, sondern weil sie die Geschlechterfrage auf einen einfachen Punkt bringt: „Letztendlich haben alle gemerkt: Es kommt nicht darauf an, ob man Mann oder Frau ist“, sagt Walch, „es kommt darauf an, was in der Flasche ist“.
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